Abschnitt 4: Kep

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Im ehemaligen Strandbad am südchinesischen Meer


Sonnenuntergang mit Blick auf die vietnamiesische Insel Phù Quóc
Anfang des vorigen Jahrhunderts war Kep ein überaus beliebter Badeort bei den Franzosen. An der lauschigen Küste des südchinesischen Meeres versuchte man, sich die mondäne Cote d' Azur nachzubilden. Villen entstanden entlang der Uferpromenade und das kleine Städtchen mauserte sich zu einem kleinen, aber beliebten Seebad mit Casinos und Hotels. Wohlhabende Khmer kamen nach und belebten den kleinen Badeort unweit der vietnamesischen Grenze. 1975 war es dann vorbei mit dem mondänen Glanz. Die Roten Khmer fielen her über Kep und ließen keinen Stein mehr auf dem anderen. Alles wurde mit Hingabe zerstört, niedergewalzt und in seine Einzelteile zerlegt. Heute gehören die Ruinen der früheren Prachtvillen zu den makaberen Sehenswürdigen des Städtchens. Davon abgesehen, verfügt Kep über einen wenig empfehlenswerten Ministrand, der vor allem bei Einheimischen beliebt. Viel erwähnenswerter ist der berühmte Krabbenmarkt, an dem es leckeren Fisch frisch zubreitet vom Grill gibt.

Kep besteht aus zwei Teilen: Im östlich gelegenen Dorf wohnt der Großteil der Bevölkerung, während sich Strand, Uferpromenade und Krabbenmarkt zwei bis fünf Kilometer westlich davon befinden. Hier ist alles weitläufig zerfasert, so dass das Fahrrad Fortbewegungsmittel der Wahl ist, will man nicht stundenlang gehen und ständig Tuk-tuk fahren. Umgeben ist das Städtchen von einer herrlichen Naturlandschaft, bestehend aus sanften Bergen und dichtem Urwald.


Blick von Veranda-Resort
Nachdem uns der Bus herausgelassen hat, schultern wir das Gepäck und marschieren zu unserer Unterkunft. Das Veranda Resort liegen idyllisch im Hang der Hügelkette mit Blick über das weite Meer. Das Preisniveau erreicht für kambodschanische Verhältnisse obere Mittelklasse, die Unterkunft, sprich unser Bungalow, dafür recht gemütlich. Mit drei bis acht US$ pro Mahlzeit rangieren die Preise des angeschlossenen Restaurants ebenfalls im oberen Bereich der Skala. Allerdings haben auch die einheimischen Ressortbetreiber arg unter dem exorbitanten Anstieg der Preise für Grundnahrungsmittel zu leiden. So hätten sich die Preise für Reis binnen Jahresfrist vervielfacht, erzählt uns die Wirtin. Nach dem Auspacken nehmen wir ein leckeres Abendessen zu uns und genießen bei einem kühlen Bier den Blick über das Meer, in dem ein rote Abendsonne stilvoll versinkt.

  Veranda-Resort


Der kleine Strand von Kep
Kep erkundet man am besten per Rad. Für ein paar Dollar leihen wir zwei Räder vom Typ "chinesisches Damenrad", die in Asien offensichtlich den Standard bilden. Bei bestem Wetter radeln wir entlang der schönen Uferpromenade in Richtung Kep-Dorf. Einen knappen Kilometer hinter dem trubeligen Krabbenmarkt beginnt schließlich der berühmte Strand des Seebades. Hatten wir noch vorher ins Auge gefasst, mal kurz ins Meer zu steigen, lassen wir das beim Anblick der 200 Meter Badestrand lieber bleiben. Der Sand ist voller Müll und wirkt nicht im geringsten einladend. Die Khmer sehen das offensichtlich ähnlich, lassen sich deswegen aber nicht das Badevergnügen vermiesen. Auf dem Bürgersteig entlang der Straße haben sie kleine überdachte Podeste aufgebaut, in denen sie ihre Tücher ausbreiten und sich niederlassen. Am Strand selbst liegt niemand, hier spielt man höchstens Ball. Gebadet wird auch hier, wie üblich in Südostasien, mit Shorts und T-Shirt. Fast um diese Szenerie zu konterkarieren, thront am Ende einer Mole die Seejungfrau von Kep aus weißem Stein und blickt verstohlen in die kleine Bucht.

Mittlerweile ist es brütend heiß geworden, weit oberhalb der 30-Grad-Marke. Wir kehren dem Strand den Rücken und radeln weiter in Richtung Dorf. Unterwegs fallen uns immer wieder die berühmten Villenruinen ins Auge, die zuweilen eine schaurige Aura verbreiten und das Ausmaß der Zerstörungswut dokumentieren, das die Roten Khmer vor dreißig Jahren an den Tag gelegt hatten. Auffällig sind auch die vielen öffentlichen Verwaltungsgebäude, die entlang der Hauptstraße fast zahlreicher zu sein scheinen, als Wohnhäuser. Jede Behörde hat einen repräsentativen Sitz, und Behörden gibt es wie es scheint jede Menge in Kep. Das Dorf schließlich, das wir über eine erstaunlich schöne Straße erreichen, ist dagegen wenig sehenswert und sieht aus, wie alle anderen Khmer-Dörfer auch. In einem kleinen Laden trinken wir ein kühles Bier zur Stärkung und radeln zurück zum Krabbenmarkt.


Keps Seejungfrau



Villenruine mit gepflegtem Garten



Uferstraße nach Kep-Dorf, links das AIDS-Krankenhaus



Krabbenmarkt
Am Krabbenmarkt reiht sich ein Restaurant neben das andere. Verkauft werden gegrillte Fische, aber natürlich auch Krabben, die Spezialität des Dorfes. Eine Hochzeitsfeier findet statt. In einem Pavillon sitzen die Gäste an den Tischen und werden von einer Mauer aus übereinandergestapelten Lautsprecherboxen beschallt - mit kambodschanischer Schlagermusik, die auch dann nicht besser wird, wenn sie besonders laut ist. Wir gönnen uns einen leckeren Fisch und ein weiteres kühles Bier in einem der Restaurants. Anschließend geht's zurück zum Ressort, wo ein gemütlicher Nachmittag in der Hängematte auf dem Programm steht. Am Abend speisen wir mit Blick auf die untergehende Sonne im "Jungle-Restaurant" des Ressorts, trinken noch ein letztes Bier und verziehen uns ins Bett. Auch ein fauler Nachmittag muss einmal sein.


Mit dem chinesischen Damenrad auf dem Krabbenmarkt



Viewpoint, Kep-Mountain-Trail: Blick in Richtung Kampot


Der Kep Mountain Trail


Mittagessen des Greifvogels
Im bergigen Hinterland von Kep befindet sich das kleine Kep-Natrurreservat, in dem es sich bestens Wandern lässt. Der Kep Maountain Trail ist ein beschilderter Rundweg, der sich auf die urwaldbewachsenen Berge hinaufschraubt und dem Wanderer neben dem Naturerlebnis auch jede Menge toller Ausblicke bietet. Er beginnt direkt hinter dem Parkplatz des Veranda-Resort und führt leicht ansteigend in die kleine Bergwelt Keps hinein. Bei bestem Wetter wandern wir am Tag nach dem Müssiggang los.

Nach einem knappen Kilometer ergibt sich eine erste Konfrontation mit der regionalen Fauna. Als wir einen Seitenweg betreten, steigt wenige Meter vor unseren Augen plötzlich ein gewaltiger Greifvogel in die Höhe. Wir haben ihn beim Mittagessen gestört, denn auf dem Boden schlängelt sich eine kopfloser Schlangenrest herum. Der Vogel zieht derweil seine Kreise in der Höhe und beobachtet uns argwöhnisch mit seinen messerscharfen Augen. Wir wollen ihm sein Mahl nicht streitig machen und verlassen seinen Essplatz.


Beim Essen gestört...
Weiter geht es, immer sanft ansteigend, in die Berge des Hinterlands. Nach zweieinhalb Kilometern erreichen wird den "Summit" (Gipfel), und kurz danach den "Viewpoint"., der ähnlich wie der Gipfel auf einer schwindelerregenden Höhe von 121 Metern liegt. Ein Schilderbaum zeigt, was von hier aus alles zu sehen ist. In westlicher Richtung liegen die Bokor-Berge mit ihrer verlassenen Ruinenstadt in luftiger Höhe, im Meer ist die vietnamesische Insel Phú Quôc zu bewundern und in östlicher Richtung sind es kaum 25 Kilometer bis zum Grenzübergang Hà Tiên. Runde Sache. Wären die vietnamesischen Visabestimmungen nicht so restriktiv - sprich kostenintensiv, hätten wir dem Nachbarland selbstredend einen Besuch abgestattet.

Immer weiter folgen wir dem Weg und wundern uns nach runden zwei Stunden, weshalb dieser immer weiter von Kep wegführt. Eigentlich sollte es ja ein Rundweg sein, der um einen Berg herumführt. Statt dessen verlassen wir langsam die Berge und es sieht aus, als landeten wir in einer kleinen Ortschaft in Meeresnähe. Plötzlich hören wir lautes Gekläffe. Wenige hundert Meter vor uns lungert eine Horde wilder oder halbwilder Hunde auf dem Pfad herum. Die Mistviecher werden zur Entscheidungshilfe und wir machen kehrt. Auch wenn wir die Abzweigung in den Rundweg offensichtlich übersehen haben, hat uns die kleine Wanderung über den Kep-Mounatin-Trail viel Spaß gemacht. Verschwitzt wegen der brütenden Hitze kommen wir zurück ins Resort und genehmigen uns ein kühles Angkor-Bier.

Ursprünglich hatten wir geplant, ein paar Tage in Kep zu verweilen. Doch für einen Aufenthalt von mehr als drei Tagen bietet das Städtchen zu wenig. Zu schnell sind die wenigen Sehenswürdigkeiten ausgeschöpft. Auch ist die Versorgungslage eher schlecht, so dass wir zu sehr auf die gute, aber auf Dauer doch recht teuere Resortküche angewiesen sind. Also weiter! Am dritten Tag in Kep bestellen wir uns in dekadenter Manier ein Taxi, um damit ins 160 Kilometer entfernte Sihanoukville zu fahren. Die vergleichsweise große Hafenstadt soll unsere letzte Station in Kambodscha werden. Aus Reiseführern haben wir nicht immer Gutes über Sihanoukville gelesen, weswegen unsere Erwartungshaltung nicht allzu hoch ist. Allerdings ist die Großstadt Sitz der Angkor-Brauerei, und schon allein deshalb dürfte nicht alles schlecht dort sein. Das dem auch so ist, wird sich dann auch herausstellen.


Viewpoint, Blick nach Phù Quôc



Landschaft



Kep Mountain Trail










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    Kep


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